Selten findet man "das Böse" so konzentriert wie in den drei großen monotheistischen Religionen Christentum, Judentum und Islam, mit dem Dualismus Gut und Böse, waren oder sind doch Götter anderer Religionen eher ambivalent, das heißt mal wohlwollend, mal zürnend. Zwar gibt es in fast allen Kulturen böse Geister und Dämonen, doch sind diese in der Hierarchie des Bösen auf einer tieferen Ebene angesiedelt als der Teufel, wie ihn sich die Christen konstruiert haben. Als Schöpfer der ersten monotheistischen Religion - des Mazdaismus - durch Reform des vedischen Pantheons und als "Erfinder" des Teufels gilt der persische Zarathustra, mit Ahura Mazda als rein gutem Gott und Ahriman als dessen Widersacher ( ca. im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung; der Mazdaismus wird auch "nur" als Philosophie und nicht als Religion angesehen ). Der Einfluss des Mazdaismus auf Christentum, Judentum und Islam ist evident, wobei ich hier auf die mehr oder weniger komplizierten Einflusswege nicht näher eingehen will.
Der Teufel
Der Name des nach der christlichen Lehre von Gott abgefallenen und zum Widersacher gewordenen Engels leitet sich über das kirchenlateinische diabolus, diabulus von griechisch diá-bolos = "verleumdend, schmähend; Verleumder" ab. Das griechische Wort ist eine Bildung zu dia-bállein = "durcheinanderwerfen, entzweien, verfeinden; schmähen, verleumden". Im niederdeutschen Deibel ist der Ursprung noch deutlicher zu sehen.
Der Teufel ist also derjenige, der die Schöpfung ( Gottes ) durcheinanderwirft. Er ist die in einem Begriff zusammengefasste Antwort auf die Frage nach den Ursachen des Bösen, des Übels, der Krankheiten in der Welt; sein Sitz ist meistens die Hölle. Als Epiphanie des Bösen wurde er immer so geschildert wie der Gegensatz dessen, was in einer Kultur als erstrebenswert galt. Daher erscheint er im von katholischer Geschlechtslosigkeit geprägten Mittelalter stark an antike Pans- und Satyrgestalten angelehnt, d.h. als nackte Gestalt mit langem Penis, kleinem Schwänzchen, dunkel behaarten Bocksbeinen, langem Gesicht und Bockshörnern.
Ziel des Teufels ist es, besonders viele Seelen zu bekommen; dazu bietet er - in Notsituationen befindlichen - Menschen die Erfüllung ihrer Wünsche an. Hexen müssen ihm dienen, und beim Hexensabbat spielt der Geschlechtsverkehr mit dem Teufel und seinen Genossen eine wesentliche Rolle. Er hat die Sünder in seiner Gewalt.
Die katholische Kirche wehrte sich gern gegen jede grundsätzliche Kritik, indem sie ihre Gegner als Teufel hinstellte, und dies noch bei und nach der Gründung des Königreiches Italien 1870 und bei der Verleumdung der Freimaurerei in derselben Zeit. Der Teufel wird zu dieser Zeit aus aufgeklärter Sicht geradezu zu einer Metapher für die Befreiung des Menschen aus den Fesseln des Terrors der vorangegangenen Jahrhunderte, er verkörpert den Ausbruch der unterdrückten Instinkte, der Lebensfreude, die Fähigkeit, ein rationales Weltbild aufzubauen, und er wurde Ende des 19. Jahrhunderts schon freudig totgesagt.
In der neueren evangelischen Theologie ist der Teufel das nichtpersonifizierte Böse,
Symbol für die Empörung gegen Gott.
Diabolos
Diábolos bedeutet wie gesehen Verleumder. Im Christentum ist er ein böser Geist und Teufel, mit dem einst der Erzengel Michaél stritt und der zusammen mit seinen Anhängern aus dem Himmel auf die Erde gestürzt wurde. Bevor Jesus öffentlich auftrat, hat der Diábolos ihn dreimal versucht. Weil der Diábolos von Judas Besitz ergriffen hatte, wurde letzterer zum Verräter Jesus'. Er ist der Widersacher aller gläubigen Menschen, "geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann". Am Ende der Tage wird er für 1000 Jahre im Abyssos gefangengehalten, kommt für kurze Zeit wieder frei, bevor er endgültig ins ewige Feuer gestoßen wird.
Lucifer
Lucifer ist eine andere Bezeichnung für den gefallenen Engel; sein Name bedeutet "der Lichtbringende, Leuchtende". Dies war eigentlich die Bezeichnung für die - in die Hölle gestürzte - Venus, den Morgenstern ( Jesaja 14, 11-15 ). Dieser Mythos wurde auf den Fall des einst schönsten Engels übertragen. Zum Namen des Teufels wird Lucifer aber erst im Mittelalter.
Satan
Das hebräische Sâtân ( Satanael, Har-Schatan; arabisch Shaitân ) bedeutet Widersacher, Feind, böser Engel, hat ursprünglich aber keine abwertende Bedeutung. Im Judentum ist er der Widersacher Jahwes, dem er untergeordnet ist. Im Himmel tritt er als Ankläger der sündigen Menschen vor Gottes Gericht auf und ist zugleich ein Versucher und Verführer der Menschen zur Sünde. In der Septuaginta ( älteste griechische Übersetzung des Alten Testamentes ) ist Satan mit Diábolos identisch. Im Christentum ist Satan der Widersacher der gläubigen Menschen und des Kýrios, der einst wie ein Blitz vom Himmel fiel ( s. Lucifer ). Am Ende der Tage wird er ins ewige Feuer geworfen werden. Im Islam ist Shaitan der Teufel und Fürst der bösen Geister. Er wurde von Allah aus Feuer bzw. aus dessen Rauch geschaffen, und er überragt alle Djinn an Wissen und Macht. Jeder Mensch hat seinen Shaitan, so wie er seinen Engel hat. Shaitan flüstert dem Menschen seine hinterhältigen Pläne ins Ohr, von ihm lernen sie die Zauberei. Er bevorzugt die Grenzlinie zwischen Sonnenlicht und Schatten.
"Bis zum 3. oder 2. Jahrtausend vor unserer Zeit gab es im Judaismus keine Vorstellung vom Satan als einem Gottesfeind. Satan [ respektive sein Synonym Belial ( 'Verderbtheit'; vgl. d. babylonische Baal ) ] und die Dämonen, zwischen denen übrigens keine Abhängigkeit besteht, sind Diener Gottes."
Samael
Samael ( Sammael, Samiel; aramäisch sam-el = "Gift Gottes" ) ist im Judentum ein böser Dämon und Haupt aller Dämonen. Er gehörte zu den Engeln, die gegen Jahwe rebellierten. Als oberster Verführer ist er der Todesengel, der Ankläger Israels und zugleich Schutzengel Roms. Zusammen mit seiner Partnerin Lilith regiert er das Reich des Bösen und der Unreinheit. Oft wird er mit Sâtân identifiziert. Das hebräische Lilit bedeutet "die Nächtliche". Im Judentum ist sie eine böse und schädliche Nachtdämonin, die Männer verführt, schwangere Frauen gefährdet und insbesondere Säuglinge tötet. In der Kabbalah ist sie die Partnerin des Samael. Manchmal gilt sie als die erste Frau des Âdâm, die diesen verließ und eine Dämonin wurde. Ihr Symboltier ist die Eule.
Beëlzebub
Das hebräische Beëlzebúl ( Beelzebub in der Vulgata ) bedeutet wahrscheinlich "Fliegenherr". Beelzebub ist der Gott der Philisterstadt Ekron ( 2. Könige 1, 2 ff. ) und in den Evangelien des Neuen Testamentes ( außer bei Johannes ) ein böser Geist und Oberteufel im Dienste Satans, mit dessen Hilfe Jesus ( nach Meinung seiner Gegner ) die Daimónia austrieb.
( Hebräisch bacal = "Herr, Gott" und eventuell zebub="Fliege"; eine andere Herkunft wäre die aus dem Syrischen: becel debaba = "Feind"; dritte Variante: "der Erhabene" )
Teufel Satan Luzifer von Gerald Messadié - ISBN 3-8218-1483-7
Das Böse von Rüdiger Safranski - ISBN 3-446-18767-7
Lexikon der Mythologie von Gerhard J. Bellinger - ISBN 3-86047-500-2
|